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WIBank diskutiert mit Experten über Klimaschutz made in Hessen

Zum diesjährigen 14. Hessischen Fördertag am 19.09.2019 begrüßte die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) rund 170 Vertreter aus Kommunen, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft im Gießener Stadttheater. Unter dem Titel „Klimaschutz made in Hessen – Gemeinsam Nachhaltigkeit fördern“ diskutierten die Experten und Teilnehmer über den Umgang mit einer der größten Herausforderungen der Zukunft, dem Klimawandel.

Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie Kommunen mit ihren unterschiedlichen Akteuren – von den Bürgern bis hin zu ortsansässigen Unternehmen – zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit beitragen können und wie Förderung dabei unterstützen kann. „Wir wollen uns heute auf die kommunale Ebene konzentrieren, denn hier direkt vor Ort, und nicht am Kabinettstisch, wird am meisten gemacht, hier kann Klima aktiv verändert werden“ hielt Gottfried Milde, Sprecher der Geschäftsleitung der WIBank, einleitend fest.

 

Keynote: Der Klimawandel – eine Herausforderung auch für Hessen

Zur Einführung in das Thema begrüßte die Moderatorin Claudia Kleinert Dipl.-Met. Tobias Fuchs, kommissarischer Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt sowie Leiter der Abteilung Klima- und Umweltberatung beim Deutschen Wetterdienst. In seiner Keynote stellte er detailliertes Datenmaterial vor, das belegt, wie die weltweite CO2-Konzentration seit den 50er Jahren konstant steigt und auch in diesem Jahr wieder neue Rekordwerte erreicht. Bisher getroffene Klimaschutzmaßnahmen hätten noch keine messbaren Effekte. In Deutschland sei der Erwärmungstrend sogar stärker als weltweit. Fuchs‘ klare Botschaft: „Fest steht, wir müssen etwas tun.“ Ob Starkregen und Überschwemmungen, Tropennächte und vertrocknete Wälder, sämtliche kritischen Wetterphänomene zeigen sich zunehmend auch in Hessen und machen entsprechende Vorsorge und Anpassungen dringend nötig. Es hänge maßgeblich von uns ab, wie es weiter gehe, mahnte der Klimaexperte. Die künftigen CO2-Emissionen seien entscheidend für die weitere Entwicklung des Klimas: Je mehr CO2 wir ausstießen, desto größer falle der globale Temperaturanstieg aus. „Wir müssen uns jetzt entscheiden, wie wir weitermachen wollen. Das kostet uns zwar Anstrengung, aber daran führt kein Weg vorbei. Es bedarf einer großen Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft – das muss das Ziel sein, denn die Auswirkungen des Klimawandels treffen uns alle, egal, ob in der Stadt oder auf dem Land, man kann niemanden ausnehmen“, insistierte der Wetter- und Klimaexperte Fuchs.

Bis 2030 will die Hessische Landesregierung 55 Prozent der Treibhausgasemissionen in Hessen einsparen. Dafür würden die aktuell gut laufenden Maßnahmen fortgesetzt und die Mittel für Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen für die Zukunft weiter erhöht. Ziel ist, dass Industrie, Konsum und Verkehr 2050 in Hessen ohne Ausstoß von Treibhausgasen stattfinden kann, so Dr. Philipp Nimmermann, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Hessen ist kein starkes Energieproduktionsland – die meisten Emissionen werden hier von Verkehr, Privathaushalten sowie Dienstleistungen und Handel verursacht. Daher setzt die Landesregierung maßgeblich an diesen Punkten an, um entsprechende Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen. Beispielhaft nannte der  Staatssekretär das Programm PIUS, was für produktionsintegrierten Umweltschutz steht und vor allem auf den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und Energie im Produktionsbetrieb abzielt. Das Förderprogramm Stadtumbau Hessen soll die Anpassung der Städte und Gemeinden an die baulichen, infrastrukturellen und klimatischen Herausforderungen von Heute und Morgen vorantreiben. Ziel des Programms ist es, städtebauliche Maßnahmen zu Klimaschutz, Klimaanpassung sowie zur Anpassung an demografische und wirtschaftsstrukturelle Veränderungen in einem integrierten Ansatz zu vereinen. Beispielhaft nannte der Staatssekretär hier die ehemalige Pionier-Kaserne in Hanau, die zu einem Mischgebiet umgebaut wurde und in der 50 Prozent der Energieversorgung und 100 Prozent der Wärmeversorgung aus nachhaltigen Ressourcen stammen. Auch ein neues Mobilitätskonzept, etwa mit Carsharing und E-Ladesäulen, wird hier umgesetzt.

 

Forum 1: Ökologischer Aufbruch vor Ort: Neue Konzepte für eine nachhaltige Stadtentwicklung

Im Fokus der Debatte standen neue Konzepte für eine nachhaltige Stadtentwicklung, um so den ökologischen Aufbruch vor Ort vorantreiben zu können.

Dr. Immanuel Stieß, Forschungsschwerpunktleiter „Energie und Klimaschutz im Alltag“ des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, verwies hier auf den Werra-Meißner-Kreis, wo private Hauseigentümer gezielt zum Thema Wärmewende angesprochen werden. Viele Menschen seien hier bereit zu handeln, aber wüssten nicht genau, was sie tun können. Sie bräuchten Beratung, auch konkret zu bestehenden Fördermöglichkeiten. Im Rahmen des Modellprogramms „Kommunale Energiekonzepte“ für die Verkehrssanierung im Werra-Meißner-Kreis schlössen sich verschiedene Kommunen in interdisziplinären Teams zusammen, um den Menschen zu den Themenfeldern „Energie“, „Bauliche und architektonische Bewertung“ und „Finanzierung“ Beratung aus einer Hand anzubieten. Aber auch innerhalb einer Kommune müssten die unterschiedlichen Ämter und Disziplinen viel enger und abgestimmter zusammenarbeiten, so Stieß.

Anita Schneider, Landrätin im Landkreis Gießen, berichtete, dass gemäß einer Studie 98 Prozent der Menschen im LK Gießen Heizungsanlagen hätten, die auf fossilen Energien basieren. Zwei Drittel der Heizkörper seien älter als 15-20 Jahre. „Hier müssen wir ansetzen und Menschen so fördern, dass sie umsteigen und ihre alten Ölheizungen rauswerfen. Dafür haben wir ein Netzwerk aus Energieberatern aufgesetzt, die mit den Menschen hier vor Ort im Dialog sind und sie neutral und kostengünstig beraten.“ Schneider berichtete auch vom sogenannten Altbauberatungszentrum, das sich an Menschen richte, die im Ortskern Altbau kaufen wollen und Informationen darüber benötigen, wie sie mit einem Gebäude energetisch umgehen sollten. Außerdem wurden im LK Gießen gemeinsam mit Unternehmen und Gewerbegebieten e-Mobilitätskonzepte sowie Carsharing-Konzepte erarbeitet, die aktuell umgesetzt werden.

Gottfried Milde, Sprecher der Geschäftsleitung der WIBank, regte die Akteure an, Ideen zu entwickeln und in den Dialog mit der WIBank zu treten, um gemeinsam zu versuchen, bestehende Förderlücken zu schließen und so die Umsetzung konkreter Projekte zu unterstützen.

Die LandesEnergieAgentur ist Begründerin der Initiative HESA (Hessische Energiespar-Aktion), die Sachinformationen für Energiesparmaßnahmen in Alt- und Neubauten bietet. Informationen und persönliche Beratungsangebote über Sanierungsmaßnahmen, Dämmung, Heiztechnik und Stromsparmöglichkeiten stehen hierbei im Fokus, allen voran bei Bestandsimmobilien, da hier der größte und aufwendigere Handlungsbedarf besteht. Als Multiplikatoren sind die hessischen Kommunen, Energieberater, Kammern und Verbände sowie hessische Leitunternehmen der Branche eingebunden.

Beim Thema Elektromobilität warb Susanne Crezelius von der Hessischen LandesEnergieAgentur (LEA) u.a. für die Initiativen „Strom bewegt“, die bei der strategischen Ausrichtung und organisatorischen Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität in Hessen berät und unterstützt. Da sich im Bereich E-Mobilität auch viel um Elektrofahrräder drehe, regte Dr. Stieß an, auch zwischen den Kommunen gute sichere Radwege anzulegen, um so die Menschen dazu zu bringen, längere Strecken, auch über den eigenen Ort hinaus, mit dem Rad zurückzulegen. 

Auch ein Blick auf die Wohnsituation der Menschen lohnt bei der Frage, wie Nachhaltigkeit gefördert werden kann. So haben z.B. viele ältere Einfamilienhausbesitzer relativ viel Platz und Wohnfläche, oft stehen sogar ganze Einliegerwohnungen komplett leer. Es müssen Ideen und Konzepte her, wie diese Reserven besser genutzt werden können. In diesem Zusammenhang nannte Markus Bastek, Referat Energiemonitoring, Regionale Energiekonzepte im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen ein Modellprojekt der TU Darmstadt, das sich mit der modularen Bauweise im Hinblick auf Nachverdichtung in Städten beschäftigt, also z.B. die Frage, wie Dachgeschosse erweitert, sonstige Freiflächen ergänzt und bestehende Nachverdichtungspotenziale durch modulare Bauweisen erschlossen werden können.

 

Forum 2: Eine runde Sache: Wie Circular Economy Ressourcen und Klima schont

Die Stadt Wien hat sich schon seit Jahrzenten dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet. Die Tatsache, dass Wien bei Untersuchungen immer zu den Städten mit der höchsten Lebensqualität zählt, kommt nicht von ungefähr. Dr. Thomas Hruschka, Leiter des Bereichs Nachhaltige Entwicklung und Nachhaltigkeitskoordinator der Stadt Wien warb dafür, das Thema Nachhaltigkeit immer mit der Schaffung von mehr Lebensqualität zu verbinden, denn nur so könne man die Bevölkerung davon überzeugen und sie für das Thema gewinnen. Wichtig sei auch, allen Beteiligten stets die Vorteile aufzuzeigen, also z.B. ganz konkret: Was hat ein Unternehmen davon, Mehrwegbecher anzubieten und was hat der Konsument davon, Mehrwegbecher zu nutzen. 

Wien hat bereits viele Maßnahmenpakete auf den Weg gebracht. Eines davon ist „ÖkoKauf Wien“, ein Programm, das eine ökologische und nachhaltige Beschaffung der Stadt vorsieht. So sind z.B. Kindergärten und Krankenhäuser dazu verpflichtet, 50 Prozent Biolebensmittel anzubieten. „Wenn man das Essen eins zu eins ersetzt, bedeutet diese Vorgabe natürlich, dass es teurer wird. Aber wenn man kleinere Fleischportionen und dafür größere Beilagenportionen anbietet, dann spart das nicht nur CO2, sondern es wird sogar deutlich günstiger“, berichtet Dr. Hruschka.

Rund 2,8 Mrd. Einwegbecher in Deutschland gehen jährlich über den Thekenverkauf unter die Leute. Das kostet enorm viele natürliche Ressourcen. Daher hat Hessen unter anderem die Initiative „BecherBonus“ ins Leben gerufen. Wer seinen Becher mitbringt, bekommt 10-20 Cent Rabatt. „Das kommt prima an, bereits über 900 Filialen, etwa Cafés, Bäckereien oder Tankstellen in Hessen, haben sich der Initiative angeschlossen“, sagte Maria Ertl vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Ertl zeigte außerdem eindrucksvoll die stetig steigenden Ressourcenverbräuche auf. Deshalb hat die hessische Landesregierung bereits in der vergangenen Legislaturperiode eine Ressourcenschutzstrategie mit einem ganzheitlichen Ansatz erarbeitet und Maßnahmen identifiziert, die einen sparsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen ermöglichen. Der Kreislaufgedanke sei dabei ein entscheidender Faktor. Aktuell arbeite die Landesregierung an Lösungen im Hinblick auf Lebensmittelverschwendung, für kreislaufgerechtes Bauen sowie zur Phosphorrückgewinnung. Ein weiteres Augenmerk liegt auf dem Kunststoffbereich.

Um Kunststoffe dreht es sich auch bei der „Frosch-Initiative“. Was es damit auf sich hat, erklärte Markus Häfner, Export Director der Werner & Mertz Professional / tana Chemie GmbH, zu der auch die Marke Frosch gehört. Die Firma habe sich zum Ziel gesetzt, eine nachhaltige Lebensweise mehrheitsfähig zu machen. Die Verpackung sei dabei elementarer Bestandteil des Konzepts. „Das, was wir heute Recycling nennen, ist nur in geringem Maße wirklich darauf ausgelegt. Denn viele Verpackungen bestehen aus Mischmaterialen, gefärbten oder bedruckten Kunststoffen. Daraus kann man nichts Neues mehr herstellen“, mahnt Häfner. „Die Industrie muss von der Politik dazu gebracht werden, Produkte bzw. Verpackungen zu entwickeln, die in einem viel höheren Maß recycelt werden können.“

Auch die Firma Rinn Beton- und Naturstein aus Heuchelheim setzt auf Recycling und verarbeitet aktuell mehr als 30.000 Tonnen Altbeton, um daraus neue Produkte herzustellen. Für Johannes Schramm, Mitglied der Geschäftsleitung der Rinn Beton- und Naturstein GmbH & Co. KG schließen sich Funktionalität, schönes Design und Nachhaltigkeit nicht aus. „Wir entwickeln versickerungsfähige Produkte, die auch haltbar und langlebig sind. Für große Stadtplätze sind z.B. helle Oberflächen, die gleichzeitig leicht zu reinigen sind und freundlich anmuten, ein sehr wichtiges Produkt. Durch die helle Farbe des Steins wird auch die Aufheizung begrenzt und nachts erscheinen die Flächen heller, was wiederum weniger Beleuchtung erfordert und Strom spart. Das ist für uns nachhaltig.“

Beide Unternehmensvertreter sind sich darin einig, dass Kommunen im Rahmen von öffentlichen Ausschreibungen viel höhere Forderungen an das Thema Klimaschutz stellen müssen, wie beispielsweise ganzheitlich nachhaltige Produkte oder eine CO2-neutrale Produktion. Nur so könnten die Hersteller zum Handeln gebracht werden.

Für Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der WIBank, steht fest, dass Nachhaltigkeit nur durch Innovation langfristig realisierbar ist. „Wenn wir Innovationen fördern, dann zahlt das immer ein auf das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen.“ Als Beispiel dient hier der Innovationskredit Hessen, der z.B. in die innovative Umstellung von Produktionsprozessen fließt. Oder auch das Kombiprodukt aus PIUS-Invest und Innovationskredit, bei dem die Kombination aus Innovation und Umweltschutz sowohl mit einem Kredit als auch einem Zuschuss unterstützt wird. „Das ist für mich nachhaltige Förderung“, so Dr. Reckhard abschließend.

 

Weitere Informationen

Weitere Informationen zur Förderung nachhaltiger Projekte und den Aktivitäten der WIBank erfahren Sie unter www.wibank.de/nachhaltigkeit.

 

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